Mitdenken statt Querdenken!

Sogenannte Querdenker aus ganz Deutschland trafen sich an diesem Wochenende mal wieder, um gegen… ähm, zu demonstrieren. Ja, gegen was eigentlich? Gegen die Pandemie-Maßnahmen? Gegen die Regierung? Gegen den gesunden Menschenverstand? Oder demonstrierten sie FÜR etwas? Für das Recht auf Ansteckung? Für das Recht mit der Gesamtsituation überfordert zu sein? Für offen gelebte Geschichtsinsolvenz? Für kostenlose Aluhüte? 

Man weiß es nicht. Dabei gäbe es durchaus gute Gründe, um auf die Straße zu gehen: Die desaströse Impfpolitik, zum Beispiel, mit ihren ganzen Versäumnissen und sich selbst lähmenden, bürokratischen Genehmigungsverfahren. Oder die verspäteten bis gar nicht ausgezahlten Finanzhilfen. Die Perspektivlosigkeit vieler Kulturschaffender. Die stockende Digitalisierung und Vernetzung von Gesundheitsämtern und Gesundheitsbehörden. Die blutleere Bildungspolitik, die Lehrer und Eltern gleichermaßen sich einfach selbst überlassen hat. Eine fehlende Schnelltest-Strategie, um Öffnungen gesellschaftlicher Bereiche zu ermöglichen. Oder die unverhältnismäßigen Einschränkungen bei Lockerungen: Warum darf ich in den Urlaub fliegen, aber nicht ins Kino gehen oder Achterbahn fahren? Warum darf ich meine Freunde nicht treffen, aber mit 10.000 Arschflöten dicht gedrängt und ohne Maske durch deutsche Innenstädte laufen?

Und damit schließt sich auch wieder der Kreis. Diese sog. Querdenker scheren sich nämlich einen Dreck um die genannten Kritikpunkte. Ihnen geht es nur um eines – um die Leugnung der Pandemie. Sie protestieren nicht gegen die Corona-Maßnahmen, weil diese an so vielen Stellen fehlerhaft umgesetzt werden – nein, sie protestieren gegen die Maßnahmen, weil sie diese für grundsätzlich überflüssig halten. Wer wie in einem Wimmelbild aus „Wo ist Walter?“ den ganzen Tag keine Maske trägt, kämpft nicht für irgendwelche Freiheiten, sondern allein für den persönlichen Egoismus. Die Freiheit aller anderen ist ihnen egal. Und während sie mit ihrem ekelhaften Verhalten allen Coronabetroffenen und deren Angehörigen ins Gesicht spucken, gefährden sie weiterhin unser Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit, weil sie bewusst in Kauf nehmen, sich anzustecken und ggf. als Superspreader ihr Umfeld zu verseuchen. Das kapieren diese Darmwinde auf zwei Beinen aber nicht. Sie fühlen sich in ihrer überheblichen Ignoranz einfach nur in ihren Freiheiten eingeschränkt. Mimimimi. Frage: Fahren diese Hirnsparlampen auch bei Rot über die Ampel? Ignorieren sie die Gurtpflicht? Oder kacken die einfach auf den Gehweg, wenn ihnen danach ist, weil sie sich nun mal nicht in ihrer Freiheit einschränken lassen wollen? Newsflash: Freiheit bedeutet nicht, machen zu dürfen, was man will. Freiheit ist in einer Gesellschaft an Regeln gebunden und hört immer da auf, wo die Grundrechte anderer Menschen bedroht werden.

Und damit komme ich zum nächsten und letzten Punkt: Das Versagen der Polizei. Bei allem Respekt für die geplagten Beamten, aber das kann so mit diesen Querdenkern nicht weitergehen. Die Vorgeschichte vieler Einsätze auf anderen Demos, das Unterwandern dieser Bewegung von Rechtsradikalen, Reichsbürgern und staatsfeindlichen Qanon-Anhängern sowie die aggressive Verbreitung von Fakenews, Hass und Hetze, hätte ein anderes Vorgehen der Polizei erfordert. Und nein, ich möchte der Polizei nicht sagen, WIE sie ihren Job machen soll, sondern DASS sie ihren Job machen soll. 

#StopptQuerdenken

Bundesweiter Warntag 2020: Die Aluhüte glühen

Am 10. September 2020 fand erstmals ein bundesweiter Warntag statt. An diesem Tag sollten in ganz Deutschland sämtliche Mittel des Katastrophenalarms erprobt werden. Ziel dieser Aktion: Die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren, Funktion und Ablauf der Warnsysteme verständlicher zu machen und generell auf die Warnmittel wie Sirenen, Warn-Apps und digitale Werbeflächen aufmerksam zu machen.

Clevere Schwurbelnasen wussten aber selbstverständlich, dass hinter diesem Warntag etwas anderes steckt – etwas schlimmes, etwas böses. Wer an der YouTube-Uni studiert hat, lässt sich eben nichts vormachen. Und so wurde der Warntag für eine kurze Zeit zum Mittelpunkt der fantasievollsten Hirngespinste, die unter einem Aluhut gedeihen können.

So durften die Sirenen alles mögliche verkörpern – nur eben keinen Probealarm. Das Geschwurbel war dementsprechend vielfältig: Massenhypnose, damit die Menschen die Pandemie-Maßnahmen akzeptieren; heimliche 5G-Aktivierung, die uns dann natürlich alle krank macht; Gehirnwäsche, damit die „Corona-Rebellen“ keinen Widerstand mehr leisten; das Einläuten eines neuen Lockdowns; die Ablenkung vor einer echten Katastrophe, wie etwa ein Atomschlag; und sogar die Erweckung von Toten. All das sollte am Warntag passieren…

Es wurde gewarnt, gemahnt und Panik verbreitet, als wäre der 10. September ein Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit. Schaut selbst:

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Corona-Demo in Berlin: Ein Festival des Fremdschämens

Am 29. August war es wieder soweit. Pandemie-Leugner aus ganz Deutschland trafen sich in Berlin, um gegen… ähm, zu demonstrieren. Ja, gegen was eigentlich? Die Maskenpflicht? Gegen die Pandemie-Maßnahmen im Allgemeinen? Gegen die Regierung? Gegen den gesunden Menschenverstand? Oder demonstrierten sie FÜR etwas? Für das Recht auf Ansteckung? Für das Recht mit der Gesamtsituation überfordert zu sein? Für offen gelebte Geschichtsinsolvenz? Für kostenlose Aluhüte? Nun, laut Michael Ballweg, Kopf der „Querdenken“-Bewegung und Organisator der Demo, war das Ganze in Berlin ein „Fest für Frieden und Freiheit“, eine Versammlung für alle „Wahrheitskrieger“, die die „Lügen der Regierenden satt haben“. Des Weiteren sollte dieser Tag in die Geschichte eingehen, als Tag der Befreiung und Ende der „Corona-Diktatur“. Oder so ähnlich. Michael Ballweg wörtlich: „Wir fordern die Abdankung der Bundesregierung“ und „Ihr steht heute hier, weil Euch niemand mehr sagt, wie Ihr zu denken und leben habt“. Eine ziemlich paradoxe Aussage, wenn man selbst zu den verwirrten YouTube-Uni-Absolventen gehört, die jeden Unsinn aus dem Internet nachplappern, solange es ins eigene beschränkte Weltbild passt.

Was die riesige Veranstaltung mit etwa 40.000 Teilnehmern letztendlich war, konnte man schon im Vorfeld gut erahnen: Ein Potpourri aus frustrierten Mehlmützen und durchgebrannten Hirnsparlampen. Was bedingt lustig klingt, war in Wahrheit ziemlich eklig. Denn mancherorts hatte man den Eindruck, man wäre auf einer Reichsbürger-Rollenspiel-Convention, bei der die Teilnehmer um den Titel des lächerlichsten Schlachtrufes kämpfen. Ein Meer aus Flaggen des deutschen Kaiserreichs und Plakate, die nach Souveränität und einem Friedensvertrag mit Russland und den USA bettelten, machten diese Parade der Peinlichkeiten komplett.

Unter den Demonstranten waren aber auch etliche Anhänger des Qanon-Verschwörungskults, der mit Reichsbürgern, wissenschaftsfeindlichen Esoterikern, Impfgegnern und anderen Aluhut-Fetischisten eine gefährliche Schnittmenge bildete. Denn obwohl es Möchtegern-Bewegungen wie „ElternStehenAuf“ oder „Befreit die Kinder“ vordergründig um „das Wohl unserer Kinder“ geht, verbreiten deren Anhänger die üblichen Verschwörungstheorien und dümmlichen Horrorgeschichten über Impfungen und angebliche Gesundheitsschäden aufgrund des Tragens einer Maske. Die Gemeinsamkeiten mit der Qanon-Paranoia, nach der Trump und Putin eine satanische Elite bekämpft, die Kinder entführt, um ihnen das Blut abzuzapfen, macht es aber sowieso unmöglich, irgendetwas oder irgendjemanden auf der Demo ernst nehmen zu können… Und spätestens, wenn mal wieder astreine Geschichtsrelativierung betrieben wurde, indem man sich als armer, von der Regierung verfolgter „Freiheitskämpfer“ mit den Geschwistern Scholl oder Gandhi verglich, wusste man, da ist das Milchbrötchen unterm Pony schon lange verschimmelt.

Und so war es selbstverständlich mitnichten ein „Tag der Befreiung“ und erst recht kein „Fest für Frieden und Freiheit“. Es war ein Festival des Fremdschämens. Ein Woodstock für wohlstandsverwahrloste Realitätsverweigerer. Ein debiles Happening, das zwischen all den durchgeknallten Schwurbelhauben, die ihren psychotischen Schüben freien Lauf ließen, pseudofriedliche Aluhut-Folklore verbreitete. Denn trotz aller Regenbögen, Herzchen und musikalischen Angriffen auf den guten Geschmack, war die gesamte Demonstration nur ein Alibi, um seinen Hass auf die Regierung auszuleben, mit demokratiefeindlichen Ansichten zu kokettieren und unbewusst den Dunning-Kruger-Effekt zu veranschaulichen. Da geriet das Leugnen der Pandemie fast schon zur Nebensache. Tragischer Höhepunkt der Demo war schließlich der Versuch einiger Hundert Rumpelbirnen den Reichstag zu erstürmen. Wie eine wilde Horde aus menschgewordenen Exkrementen bewegten sich die keifenden Bildungsversager fahnenschwenkend die Treppe hoch, nur um dort von der Polizei mit Pfefferspray und Schlagstöcken empfangen und zurückgedrängt zu werden…

Doch genug der Worte. Lassen wir einfach die Bilder sprechen…

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