Statement: Qanon – Gefährlicher Unsinn

Ein US-Anhänger der rechtsextremen Verschwörungsbewegung QAnon hat seine zwei kleinen Kinder getötet, weil diese nach seiner Ansicht „Monster“ waren und „Schlangen-DNA“ in sich hatten. Matthew Taylor Coleman sagte nach Angaben des FBI aus, er habe durchaus gewusst, dass er gegen das Gesetz verstoße. Aber die Tötung seiner Kinder sei „der einzige Weg gewesen, die Welt zu retten“. (Auszug von faz.de. Klick für ganzen Artikel)

Wir verlachen diese Leute zwar immer wieder, wenn sie ihre Verschwörungsfantasien über Reptiloide, satanische Eliten und unterirdische Adrenochromfabriken ins Internet keifen. Wir nennen sie spöttisch Qanus, aufgrund der unsäglichen Misthaufen, die sie regelmäßig in den sozialen Netzwerken abladen, und fragen uns sogar manchmal, ob das nicht bloß irgendwelche Trolle sind, die Verschwörungstheorien ins Lächerliche ziehen – weil es uns einfach so schwerfällt daran zu glauben, dass Menschen zu solchen absurden Weltanschauungen fähig sind. 

Die Wahrheit ist aber: Diese Menschen sind real. Und in ihren Köpfen sind auch ihre Verschwörungsfantasien real. Qanon ist ein Sammelbecken für labile Individuen und allgemein Menschen, die mit der Gesamtsituation so überfordert sind, dass sie sich wortwörtlich eine Parallelwelt erschaffen. In dieser sektenartigen Gemeinschaft finden sie vermeintlich einfache Erklärungen für alles, was um sie herum passiert. Sie erfahren unter ihresgleichen Akzeptanz und Bestätigung für jede noch so absurde Fantasie und kapseln sich dadurch immer mehr von der Realität und auch der Gesellschaft ab. Konflikte und Eskalationen sind damit nur eine Frage der Zeit. Der Sturm auf das US-Kapitol oder jetzt der Mord an den eigenen Kindern sind bislang die traurigen Höhepunkte, die mit Qanon als treibenden Motor zustande kommen konnten. 

Mit anderen Worten: Qanon-Anhänger sind keine lustigen Aluhut-Spinner, sondern radikale Fanatiker, die sich längst von ihrem gesunden Menschenverstand verabschiedet haben. Ihre Verschwörungsmythen bedienen sich aufgewärmter antisemitischer Stereotypen, wodurch sie leicht an rechten bzw. rechtsesoterischen Ideologien anknüpfen können. Qanon-Anhänger sind nichts weiter als psychotische Faschisten, die sich in totalitären Fantasien suhlen und unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit ihre Wahnvorstellungen verbreiten. Sie sind eine Gefahr – für ihre Mitmenschen, für die Demokratie und letztendlich auch für sich selbst. Deshalb – erneut – die dringende Warnung: Sobald irgendwie, irgendwo von Qanon die Rede ist, sollten sofort alle Alarmglocken läuten. Nehmt die Signale ernst.

Querdenker und Taliban – Geschwister im Geiste

Mitte August übernehmen die Taliban die Kontrolle über Afghanistan. 20 Jahre NATO-Präsenz scheinen im Grunde umsonst gewesen zu sein. Die radikalen Islamisten überrennen nur wenige Wochen nach dem Abzug der westlichen Kräfte das gesamte Land. Die Menschen vor Ort haben Angst, viele fliehen – oder versuchen es… Und unsere Möchtegern-Querdenker in Deutschland? Tun das, was sie am besten können: Dumme Verschwörungsmythen spinnen. Frei nach dem Motto: „Die Mainstreampresse lügt uns an“. Besonders die Einflüsse der Qanon-Sekte setzen sich hierbei durch, nach der die Taliban eigentlich die Guten wären und sie ihr Land vor den Schergen des sog. Deep State befreit hätten…

„Querdenker und Taliban – Geschwister im Geiste“ weiterlesen

Corona-Demo in Berlin: Ein Festival des Fremdschämens

Am 29. August war es wieder soweit. Pandemie-Leugner aus ganz Deutschland trafen sich in Berlin, um gegen… ähm, zu demonstrieren. Ja, gegen was eigentlich? Die Maskenpflicht? Gegen die Pandemie-Maßnahmen im Allgemeinen? Gegen die Regierung? Gegen den gesunden Menschenverstand? Oder demonstrierten sie FÜR etwas? Für das Recht auf Ansteckung? Für das Recht mit der Gesamtsituation überfordert zu sein? Für offen gelebte Geschichtsinsolvenz? Für kostenlose Aluhüte? Nun, laut Michael Ballweg, Kopf der „Querdenken“-Bewegung und Organisator der Demo, war das Ganze in Berlin ein „Fest für Frieden und Freiheit“, eine Versammlung für alle „Wahrheitskrieger“, die die „Lügen der Regierenden satt haben“. Des Weiteren sollte dieser Tag in die Geschichte eingehen, als Tag der Befreiung und Ende der „Corona-Diktatur“. Oder so ähnlich. Michael Ballweg wörtlich: „Wir fordern die Abdankung der Bundesregierung“ und „Ihr steht heute hier, weil Euch niemand mehr sagt, wie Ihr zu denken und leben habt“. Eine ziemlich paradoxe Aussage, wenn man selbst zu den verwirrten YouTube-Uni-Absolventen gehört, die jeden Unsinn aus dem Internet nachplappern, solange es ins eigene beschränkte Weltbild passt.

Was die riesige Veranstaltung mit etwa 40.000 Teilnehmern letztendlich war, konnte man schon im Vorfeld gut erahnen: Ein Potpourri aus frustrierten Mehlmützen und durchgebrannten Hirnsparlampen. Was bedingt lustig klingt, war in Wahrheit ziemlich eklig. Denn mancherorts hatte man den Eindruck, man wäre auf einer Reichsbürger-Rollenspiel-Convention, bei der die Teilnehmer um den Titel des lächerlichsten Schlachtrufes kämpfen. Ein Meer aus Flaggen des deutschen Kaiserreichs und Plakate, die nach Souveränität und einem Friedensvertrag mit Russland und den USA bettelten, machten diese Parade der Peinlichkeiten komplett.

Unter den Demonstranten waren aber auch etliche Anhänger des Qanon-Verschwörungskults, der mit Reichsbürgern, wissenschaftsfeindlichen Esoterikern, Impfgegnern und anderen Aluhut-Fetischisten eine gefährliche Schnittmenge bildete. Denn obwohl es Möchtegern-Bewegungen wie „ElternStehenAuf“ oder „Befreit die Kinder“ vordergründig um „das Wohl unserer Kinder“ geht, verbreiten deren Anhänger die üblichen Verschwörungstheorien und dümmlichen Horrorgeschichten über Impfungen und angebliche Gesundheitsschäden aufgrund des Tragens einer Maske. Die Gemeinsamkeiten mit der Qanon-Paranoia, nach der Trump und Putin eine satanische Elite bekämpft, die Kinder entführt, um ihnen das Blut abzuzapfen, macht es aber sowieso unmöglich, irgendetwas oder irgendjemanden auf der Demo ernst nehmen zu können… Und spätestens, wenn mal wieder astreine Geschichtsrelativierung betrieben wurde, indem man sich als armer, von der Regierung verfolgter „Freiheitskämpfer“ mit den Geschwistern Scholl oder Gandhi verglich, wusste man, da ist das Milchbrötchen unterm Pony schon lange verschimmelt.

Und so war es selbstverständlich mitnichten ein „Tag der Befreiung“ und erst recht kein „Fest für Frieden und Freiheit“. Es war ein Festival des Fremdschämens. Ein Woodstock für wohlstandsverwahrloste Realitätsverweigerer. Ein debiles Happening, das zwischen all den durchgeknallten Schwurbelhauben, die ihren psychotischen Schüben freien Lauf ließen, pseudofriedliche Aluhut-Folklore verbreitete. Denn trotz aller Regenbögen, Herzchen und musikalischen Angriffen auf den guten Geschmack, war die gesamte Demonstration nur ein Alibi, um seinen Hass auf die Regierung auszuleben, mit demokratiefeindlichen Ansichten zu kokettieren und unbewusst den Dunning-Kruger-Effekt zu veranschaulichen. Da geriet das Leugnen der Pandemie fast schon zur Nebensache. Tragischer Höhepunkt der Demo war schließlich der Versuch einiger Hundert Rumpelbirnen den Reichstag zu erstürmen. Wie eine wilde Horde aus menschgewordenen Exkrementen bewegten sich die keifenden Bildungsversager fahnenschwenkend die Treppe hoch, nur um dort von der Polizei mit Pfefferspray und Schlagstöcken empfangen und zurückgedrängt zu werden…

Doch genug der Worte. Lassen wir einfach die Bilder sprechen…

„Corona-Demo in Berlin: Ein Festival des Fremdschämens“ weiterlesen